Die Feststellung ließ nicht lange auf sich warten: Unsere Region ist eine der am stärksten betroffenen. Stimmt das? Das große wirtschaftliche Gewicht ihrer Industrie, die 20 % ihres BIP ausmacht und knapp 300.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Schätzungen zufolge gibt es seit September rund 55.000 junge Neuankömmlinge auf einem Arbeitsmarkt mit schlechteren Arbeitsbedingungen. Aber der Grand Est erging sich nicht in sinnlosen Selbstmitleidsbekundungen; ganz im Gegenteil! Er fand sofort seinen Leitspruch: „First In, First Out“*. Zweifellos im Auge des Sturms, aber mit einem stählernen Willen, da schneller wieder herauszukommen als die anderen. Schon sehr früh – und zusätzlich zu den 7,5 Milliarden Euro an Finanzspritzen, die in weniger als vier Monaten zur Unterstützung der Unternehmen und regionalen Akteure verteilt wurden, haben die Präfektur der Region und die Region die Umrisse des Wiederaufschwungs und der Rückeroberung skizziert. Schließlich bietet jede Krise auch Chancen. Hier die Chance, sich neu zu erfinden und unsere Region an die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Und um das zu schaffen, hat der Grand Est entschieden, auf regionale Intelligenz zu setzen. Oder wie man sämtliche aktiven Kräfte unserer Region in Bewegung setzen kann, um eine Roadmap rund um drei wesentliche Herausforderungen zu skizzieren: die ökologische, die digitale und die industrielle Wende.
Erster drin, Erster draußen
Wetten auf kollektive Intelligenz
Da wir fest davon überzeugt sind, dass die Zukunft unserer Region zu allererst eine kollektive Angelegenheit ist, hat der Grand Est vier auf Beteiligung basierende Ideenschmiede- und Aufbauprogramme mit sämtlichen Akteuren unserer Region aufgelegt; drei davon sind das Ergebnis einer beispiellosen Zusammenarbeit
zwischen Staat und Region. Erstens der Business Act Grand Est; dafür
beteiligten sich mehr als 1.000 Akteure des wirtschaftlichen Ökosystems an der Ausarbeitung einer Konjunkturstrategie (80 konkrete Maßnahmen, 40 strukturierende Projekte). Zweitens die Conférence Sociale Territoriale (dt. regionale Sozialkonferenz). Dabei handelt es sich um eine regionale Instanz, die sich mehrfach jährlich treffen wird, um ein neues Modell für den Sozialdialog zu kreieren. Drittens die Ausschreibung Résilience Grand Est; dieses Mal bringt sie die Akteure der wissenschaftlichen Forschung zum Thema der regionalen Folgen der Gesundheitskrise zusammen (2 Millionen Euro wurden abgerufen, 70 Projekte eingebracht, 15 Projekte werden umgesetzt).
Aber das ist noch nicht alles. Weil die treibende Kraft auch die Frauen und Männer, die in unserer Region leben und arbeiten sind, hat der Grand Est Ma Région Demain (dt. Meine Region morgen), eine große regionale Bürgersprechstunde, eingeführt. Ziel des Spiels? Die Begünstigung eines konstruktiven Dialogs mit den Bürgern über eine Plattform (maregiondemain.fr) sowie mittels Workshops und öffentlicher Beratungen (900 Teilnehmer, 3000 Stimmrechte).
Drei Herausforderungen für die Zukunft
Aus diesen unterschiedlichen Arbeiten ergaben sich
mehrere wesentliche Themenfelder, wahre Motoren für die Veränderung.
Zu allererst die ökologische Herausforderung. Neue Energielösungen, innovative Landwirtschaftsmodelle oder auch Weiterentwicklung kurzer Wege (wer hat während des Lockdowns denn keine besondere Bindung zu seinem Gemüsehändler aufgebaut?) – Ökologie ist ein wesentlicher Wertschöpfungs- und Wohlstandsfaktor für unsere Region.
Dann die digitale Herausforderung, deren Unabdingbarkeit in den vergangenen Monaten jeder ermessen konnte. In diesem Sektor gibt es in unserer Region 34.000 Stellen. Das Ziel? Nutzung der bereits ergriffenen Maßnahmen: Erweiterung der neuen Arbeitsformen (z. B. Homeoffice), beschleunigter Ausbau des Hochleistungskommunikationsnetzes oder auch die immer bessere Schulung von Bürgern in den neuen digitalen Berufen. Beispielsweise die
Lernplattform „l’IA c’est pour moi“ (dt. KI ist voll meins) wird jedem Bürger künftig, anhand des Einsatzes im täglichen Leben, ermöglichen herauszufinden, wie Künstliche Intelligenz funktioniert.
Die letzte Herausforderung ist geradezu offensichtlich, bildet sie doch die DNA unserer Region: Es handelt sich um die Herausforderung der Industrie 5.0. Auch hierbei wird es nicht nur um die Investition in und die Finanzierung von Projekten zum industriellen Wandel gehen, sondern auch um die Begleitung der Unternehmen bei ihren Veränderungsprozessen.
Auf unsere Trümpfe setzen
Business Act Grand Est, Conférence Sociale Territoriale, Résilience Grand Est, Ma Région Demain – auf diese vier Pfeiler wird sich unsere Region in den kommenden Monaten und Jahren stützen. Vier Pfeiler für eine Roadmap. Allein schon ihre Ausarbeitung darf uns mit Stolz erfüllen, war bei diesem Thema doch eine beispiellose einmütige und massive Mobilmachung zu beobachten.
Aber diese Programme sind und bleiben lebendig und keine erstarrten Strukturen. Hier muss man weitergehen und sämtliche Stärken und Besonderheiten unserer Region in die Waagschale werfen. Innovationsfähigkeit, eine in Europa einmalige grenzübergreifende Lage, langjähriger Industriestandort, Geschichts-, Natur- und Kulturerbe, qualifizierte Arbeitskräfte... Kurzum: Es sprechen so viele Gründe dafür, an eine Zukunft – die zwar kein langer, ruhiger Strom sein wird –, zu glauben, die aber vertrauensvoll und erhobenen Hauptes angegangen werden kann und sollte.
Lesen Sie auch: Worte der Akteure des Territoriums